2019 bescherte den Aktienanlegern wieder gute Kursgewinne nach einer Delle im Jahr zuvor. Der DAX stieg um über 25% nahe an seine historischen Höchststände. Damit ist 2019 das erfolgreichste Börsenjahr seit 2012.
Bei den Einzelwerten legte der Triebwerkhersteller MTU Aero Engines, der erst im September in den DAX aufgenommen wurde, auf Jahressicht um 61% zu, knapp vor Adidas mit einem Plus von 59%. Verlierer waren der Zahlungsdienstleister Wirecard mit rund -19%. Wirecard geriet nach kritischer Berichterstattung immer wieder unter Druck. 2018 war die Aktie noch der beste Outperformer im DAX.
Mit Nebenwerten konnte man wiederum höhere Renditen erzielen. So stieg der MDAX zum Jahresende 2019 auf ein neues Rekordniveau und lief mit 31% Wertzuwachs besser als der DAX. Der SDAX brachte es ebenfalls auf knapp 32% Rendite. Der TecDAX legte um 23% zu. Top-Performer im MDAX war der Batteriehersteller Varta mit fast 390%, der insbesondere durch den Umbruch in der Automobilindustrie mit der steigenden Bedeutung der Elektromobilität im Fokus der Anleger lag.
Auch langfristig spricht alles für Aktien. Im vergangenen Jahrzehnt legte der DAX um 122%, der MDAX um 277% und der SDAX um 253% zu. Dies unterstreicht erneut, dass Aktien und speziell wachstumsstarke Nebenwerte langfristig eine lohnende Anlageform sein können.
Auch die US-Börse legte 2019 deutlich zu. Der Dow Jones gewann 22%, der S&P 500 knapp 29% und der Nasdaq-100 38%. Mehrere Zinssenkungen, aber auch Trumps Politik wirkten förderlich auf die amerikanische Börsenlandschaft, die sich in Allzeithochs bei den Indizes widerspiegeln.
Dennoch gab es über das Jahr belastende Faktoren wie die Brexit-Unsicherheit oder den Handelsstreit zwischen USA und China und USA und der EU. Zumindest eine teilweise Einigung im US-chinesischen Handelsstreit und das Ergebnis der britischen Neuwahl sorgten für bessere Börsenstimmung. Im Ausblick auf 2020 ist davon auszugehen, dass Trumps Politik hinsichtlich seiner angestrebten Wiederwahl auf eine gefestigte Börse ausgerichtet bleibt. Dagegen wird in der deutschen Industrieproduktion durch drohende US-Importzölle mit einem Einbruch gerechnet und es bestehen Sorgen um eine sich abkühlende Wirtschaft.
Im Rahmen der globalen Krisenherde erlebte auch der Goldpreis im Sommer einen Aufschwung und verharrt seitdem auf höherem Niveau. Sinkende US-Leitzinsen und rückläufige Renditen für Staatsanleihen werden zudem für den Goldpreisanstieg verantwortlich gemacht. Auf Dollarbasis stieg die Feinunze auf Jahressicht um 18% (in Euro um 21%).
Für Festgeldanleger gibt es schon länger negative Realzinsen und vereinzelt werden von unseren Banken bereits Negativzinsen erhoben. Aktien oder Fonds bieten hierbei langfristig einen möglichen, sich lohnenden Ausweg. Das seitens der Politik im Dezember vorgestellte Modell für eine ertragsunabhängige Finanztransaktionssteuer für Blue Chips ist dabei für den deutschen Anleger sicherlich nicht die beste Werbung für Aktienanlagen.
WIEDERAUFNAHME DER EXPANSIVEN GELDPOLITIK
Schwächer werdende Anleihezinsen sprachen bereits im Laufe des Jahres für Aktienanlagen. Mit ihrer Notenbankpolitik flankierte die EZB im zweiten Halbjahr einen stärkeren Geldfluss in die Aktienmärkte. Im Rahmen der nach wie vor anhaltenden Niedrigzinsphase wurde nach schwächer werdenden Konjunktursignalen das billionenschwere Wertpapier-Aufkaufprogramm wieder fortgesetzt. Die expansive Notenbankpolitik ist derzeit immer noch ein maßgeblicher Faktor für das Börsengeschehen. Größere Änderungen sind hierbei für 2020 nicht in Sicht.
BEWERTUNGSNIVEAU WIEDER GESTIEGEN
Die Unternehmensgewinne haben sich nicht entsprechend der DAX-Entwicklung gesteigert. Die fundamentale Bewertung hat sich vielmehr wieder auf ein langfristig faires Niveau erhöht. War das Bewertungsniveau beim DAX Ende 2017 noch bei einem KGV von 15,0, so fiel es 2018 auf 12,0 ab. Inzwischen hat es aktuell wieder ein Niveau von 15,8 erreicht, was aber nicht als teuer angesehen werden muss. Der langjährige Durchschnitt über die letzten 30 Jahre liegt bei 19. Das Dow Jones KGV liegt traditionell höher. Langfristig bei 25, stieg es Ende 2019 im Jahresvergleich von 19,2 auf 21,0.
Auf Grundlage der Unternehmensbewertungen dürfte damit für 2020 nicht unbedingt mit einem weiteren Rekordjahr bei Aktien gerechnet werden. Dennoch gehen die Prognosen weiter von einer moderat positiven Entwicklung aus. Die Bundesbank erwartet für Deutschland ein auf 0,6% gesenktes Wirtschaftswachstum für 2020 und von 1,4% für 2021. Trotz schwächerer Konjunktur wird von keiner Rezession ausgegangen.
DEUTLICHE MARKTOUTPERFORMANCE UNSERER AKTIENPORTFOLIOS SEIT 2016
Unsere Aktienportfolios aus den deutschen und europäischen Nebenwertestudien auf smallcap-research.de konnten sich auch 2019 wieder deutlich positiv entwickeln. Seit dem Start 2016 konnten die gängigen Indizes mehr als klar übertroffen werden.
Die Nebenwerte Deutschland-Studie umfasst ein Portfolio von 19 Werten, das mit knapp 34% Performance 2019 erneut besser als DAX (22%), MDAX (28%), SDAX (29%) oder TecDAX (21%) lief. Zur einfacheren Vergleichbarkeit sind hierfür wie bisher die Kursindizes herangezogen, d.h. ohne Berücksichtigung der Dividenden. Seit Veröffentlichung der Studie 2016 liegt das Portfolio nun bei einer Rendite von 109% (zzgl. Dividenden). Keiner der genannten Indizes kam im gleichen Zeitraum nur annähernd an eine solche Performance. Der TecDAX schaffte seither zumindest 76% (DAX 20%). IVU Traffic Technologies war 2019 erneut der Überflieger im Portfolio mit 144% Kursgewinn. Bei jeweils klar über 200% liegen seit Beginn die Aktien von S&T, First Sensor, Bechtle, Isra Vision und IVU Traffic Technologies.
Das europäische Nebenwerteportfolio mit 16 Werten aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, der Schweiz, Spanien und Portugal erreichte 2019 eine Rendite von 25% (vor Dividenden) und liegt damit auf der Entwicklung des EuroStoxx 50 (25%) und knapp unter dem etwas breiter aufgestellten europäischen NEXT 150 Index (27%). Seit dem Start 2016 konnte das Portfolio die Vergleichsindizes aber mit einem Plus von 35% (vor Dividenden) ebenfalls klar outperformen (EuroStoxx 50 hier mit 26% und NEXT 150 mit 25%). Portfolio-Outperformer war 2019 das niederländische Engineering Unternehmen Arcadis mit 98%. Seit Beginn liegt das schweizer Kunststoffunternehmen Gurit Holding mit 135% vorne.
Im Nullzinsumfeld bleiben Aktien auch 2020 vielfach alternativlos. Insbesondere durch die weiterhin expansive Geldpolitik werden auch beim DAX neue Höchststände erwartet, wenngleich eine Rallye wie 2019 nicht eintreten dürfte. Unsere deutschen Aktien sind nach wie vor nicht teuer bewertet. Es schadet aber zwischendurch auch nicht, bei besonders gut gelaufenen Aktien einmal seine Gewinne zu realisieren.
Wir wünschen ein erfolgreiches neues Börsenjahrzehnt!
Herzlichst,
Ihr Karl Miller
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor kann in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert sein.